Das Leben der Anderen

Stehenbleiben. Blick nach unten.

Weitergehen.

Anrede: Herr Hauptmann.

Herein.

Setzen Sie sich.

Hände unter die Schenkel,
Flächen nach unten.

Was haben Sie uns zu erzählen?

Ich hab nichts getan.

Ich weiß nichts.

Sie haben nichts getan, wissen nichts.

Sie glauben also, dass wir unbescholtene
Bürger einfach so einsperren,

-aus einer Laune heraus?
-Nein, ich...

Wenn Sie unserem humanistischen System
so etwas zutrauen,

dann hätten wir Recht, Sie zu verhaften,
auch wenn sonst gar nichts wäre.

Wir wollen Ihrem Gedächtnis
ein wenig nachhelfen, Häftling 227.

Ihr Freund und Nachbar,
ein gewisser Pirmasens,

Dieter hat am 28. September
Republikflucht begangen.

Und wir haben Grund zu der Annahme,
dass ihm geholfen wurde.

Ich weiß darüber gar nichts.

Er hat mir nicht mal gesagt,
dass er rüber wollte.

Ich hab’s erst im Betrieb erfahren.

Beschreiben Sie mir doch bitte einmal,

was Sie an diesem 28. September
gemacht haben.

Das hab ich doch schon
zu Protokoll gegeben.

Bitte noch einmal.

Ich war mit meinen Kindern
im Treptower Park spazieren, am Ehrenmal.

Dort traf ich meinen alten Schulfreund
Max Kirchner.

Wir gingen zusammmen zu ihm nach Hause

und haben bis in die späten Abendstunden
Musik gehört.

Er hat ein Telefon.
Sie können ihn anrufen.

Er wird Ihnen das alles bestätigen.

Ich kann Ihnen gern die Nummer geben.

Die Gegner unseres Staates sind arrogant.

Merken Sie sich das.

Wir müssen Geduld haben mit ihnen.

Etwa 40 Stunden Geduld.
Spulen wir ein wenig vor.

Ich möchte schlafen.

Bitte, lassen Sie mich schlafen.

Die Hände unter die Schenkel.

Schildern Sie mir noch einmal, wie Sie
den 28. September verbracht haben.

Bitte, nur eine Stunde,

nur ein bisschen,
nur ein bisschen schlafen.

Sagen Sie mir noch einmal,
was Sie an diesem Tag gemacht haben.

Warum müssen Sie ihn so lange wachhalten?
Ich meine, das ist doch unmenschlich!

Ein unschuldiger Häftling

wird mit jeder Stunde, die man ihn länger
dabehält, zorniger,

wegen der Ungerechtigkeit,
die ihm widerfährt. Er schreit und tobt.

Ein Schuldiger wird mit den Stunden
ruhiger und schweigt

oder weint.

Er weiß, dass er zurecht dort sitzt.

Wenn Sie wissen wollen, ob jemand
schuldig ist oder unschuldig,

gibt es kein besseres Mittel, als ihn
zu befragen, bis er nicht mehr kann.

...Schulfreund Max Kirchner.

Wir sind zusammen zu ihm
nach Hause gegangen

und haben Musik gehört
bis in die späten Abendstunden.

Er hat ein Telefon.
Sie können ihn anrufen.

Er wird das alles bestätigen.

Fällt Ihnen etwas auf an seiner Aussage?

Es sagt das Gleiche wie am Anfang.

Es sagt dasselbe wie am Anfang,
Wort für Wort.

Wer die Wahrheit sagt,
kann beliebig umformulieren.

Tut es auch.

Ein Lügner hat sich genaue Sätze
zurechtgelegt,

auf die er bei großer Anspannung
zurückfällt.

227 lügt.

Wir haben zwei wichtige Indizien
und können die Intensität erhöhen.

Wenn Sie uns den Namen des Fluchthelfers
nicht nennen,

muss ich noch heute Nacht
Ihre Frau verhaften lassen.

Jan und Nadja kommen in eine staatliche
Erziehungsanstalt. Wollen Sie das?

Wie heißt der Fluchthelfer? Wer war es?

-Gläske.
-Nochmal! Deutlicher!

Gläske, Werner Gläske.

Werner

Gläske.

Ruhe!

Ruhe!!

Hören Sie.

Kann mir jemand sagen, was das ist?

Die Geruchskonserve für die Hunde.

Sie ist bei jedem Gespräch
mit Untersuchungshäftlingen abzunehmen,

und nie zu vergessen.

Bei Verhören arbeiten Sie
mit Feinden des Sozialismus.

Vergessen Sie das nie.

Guten Tag.

Das war gut. Das war richtig gut.

Erinnerst du dich noch, wie wir hier
zusammensaßen, vor 20 Jahren?

Weißt du, dass sie mir eine Professur
angetragen haben?

Du siehst, es kommt nicht
auf gute Noten an im Leben.

Obwohl meine dank dir
ja gar nicht so schlecht waren.

Was steht an?

Warum glaubst du, dass ich
mit einem Hintergedanken zu dir komme?

-Ich wollte dich nur ins Theater einladen.
-Ins Theater?

Ich habe gehört, dass Minister Bruno Hempf
heute Abend ins Theater geht.

Da sollte ich als Leiter der Abteilung
für Kultur Präsenz zeigen.

Es geht um 19 Uhr los.
Wir sollten gleich aufbrechen.

Minister Bruno Hempf auf ein Uhr. Parkett.

Du weißt, dass er beim MfS war? Bevor sie
ihn in die Kulturabteilung des ZK holten?

Hat ziemlich aufgeräumt
in der Theaterszene, damals.

Georg Dreyman, der Dichter.

Das ist genau der arrogante Typ,
vor dem ich meine Studenten immer warne.

Arrogant, aber linientreu. Wenn alle
so wären wie der, wär ich arbeitslos.

Er ist unser einziger Autor,
der nichts Verdächtiges schreibt,

und den man trotzdem im Westen liest.

Für ihn ist die DDR
das schönste Land der Welt.

Pass mal auf.

Mein liebes Kind, was hast du?
Ein neues Gesicht?

Sprich, Marta! Bitte, sprich!

Dein Artur...

...lebt nicht mehr.

Artur?

Kannst du dich
dies eine Mal nicht irren?

Nein, Schwester, glaube mir.

Er ist gestürzt. In seinen Tod.

Das große, starke Rad hat ihn zermahlen.

Ich sehe es,

und würd' doch
jeden Schrecken lieber sehen.

Warum bleibt mir dies Sehen nicht erspart?

Elena,

geh nach Haus und lege Trauer an.

Ich werde deine Schicht zu Ende führen.

Und, wie hat's dir gefallen?

-Ein guter Mann, der Dreyman, was?
-Ich würde ihn überwachen lassen.

Überwachen?

Das Unterrichten
verdirbt deinen Instinkt, Wiesler.

Die OPK würde ich sogar selbst übernehmen.

Der ist sauberer als sauber.
Sogar Hempf kommt zu seiner Premiere.

Wenn man so einen überwacht,
schneidet man sich ins eigene Fleisch.

Ich gehe kurz hinunter.

Ich höre viel über Ihre Arbeit.

Die Kultur ist in guten Händen, sagt man.
Ja, Ihr Name fällt oft in der Partei.

Wir sind Schild und Schwert der Partei,
Genosse Minister.

Das ist mir zu jedem Augenblick bewusst.

Was halten Sie von ihm?

Georg Dreyman?

Vielleicht...

Vielleicht was?

Vielleicht ist er nicht so,
nicht so sauber wie es scheint.

Haha! Grubitz!

Deshalb sind Männer wie Sie
und ich an der Spitze!

Ein normaler Stasi-Trottel
hätte jetzt gesagt:

Einer der besten unseres Landes,
linientreu, den ganzen Käse.

Aber wir sehen mehr!

Sie werden es ganz nach oben schaffen,
Grubitz.

Ja, ja.

An dem ist was faul. Das sagt mir
mein Bauch. Und der lügt nicht.

Nächste Woche Donnerstagabend
ist bei Dreyman eine Feier.

Da kommen einige dubiose Leute,
Hauser und das ganze Gesocks.

Versuchen Sie, bis dahin was aufzubauen.
Diskreten, kleinen OV, Maßnahmen A und B,

nur in seinen Räumen, nichts Auffälliges.
Er hat mächtige Freunde.

Es darf niemand was
von dem OV mitbekommen,

bis wir was gefunden haben.

Aber wenn Sie gegen den was finden,

dann haben Sie einen ganz dicken Freund
im ZK.

Sie verstehen, was ich meine.

Genosse Minister, einen schönen Abend.

Warum schaut der uns immer so an?

Was macht der überhaupt hier?

Ich glaube,
der hat einen Narren an dir gefressen.

Ich kann es mir nicht nehmen lassen,
heute Abend

noch auf das Wohl unserer
Kulturschaffenden zu trinken.

Ein großer Sozialist, ich weiß nicht mehr
genau wer, hat einmal gesagt:

"Der Dichter ist der Ingenieur der Seele."

Und Georg Dreyman ist einer der
bedeutendsten Ingenieure unseres Landes.

-Entzückend, deine Bettgenossen.
-Paul. Hör auf!

Und natürlich auf Christa-Maria Sieland.

Sie ist die schönste Perle
der Deutschen Demokratischen Republik.

Da dulde ich keinen Widerspruch!

Also, erheben wir alle unsere Gläser
auf Christa-Maria Sieland:

Sie lebe hoch! Hoch! Hoch!

Dass so jemand überhaupt das Wort
an dich richten darf!

Bleib' bei mir! Bitte.

Und jetzt wieder etwas fürs Gemüt.

Ich darf doch?

Wie hat Ihnen denn
meine kleine Rede gefallen?

Vielen Dank.

Ihr Stück hat mir auch gut gefallen.

Nein, wirklich, war gut.

"Ingenieur der Seele". Das war Stalin,
den Sie zitiert haben.

Ach, ja.

Tja, ich provoziere eben auch mal
gerne, Herr Hauser.

Aber anders als Sie, weiß ich genau,
wie weit ich dabei gehen darf.

Ich bin da eher wie unser lieber Dreyman.

Er weiß, dass die Partei
zwar den Künstler braucht,

-der Künstler die Partei aber noch mehr.
-Also, wenn ihr über Politik reden wollt,

dann muss ich mir jemand anderen
zum Tanzen suchen.

-Ja, ich bin bereit.
-Zu spät, zu spät.

Ich verfolge ja die Entwicklung
unseres Theaters schon seit langem.

Früher haben Sie sie ja beruflich
verfolgt, nicht?

-Paul.
-Ist schon in Ordnung.

Herr Hauser und ich,
wir kennen uns schon viele Jahre.

Schwalber, auch Sie haben heute Abend
ganze Arbeit geleistet.

Ich bin zufrieden, dass Sie jetzt
mit solchen Regisseuren arbeiten.

Es hat auch andere Zeiten gegeben.

Sie sprechen von Jerska.

Ich bin ja der Meinung,
dass Sie ihn zu hart beurteilt haben.

Sicher er hat mit seinen Äußerungen
über die Stränge geschlagen.

Keine Frage.

Aber, versetzen Sie sich doch für einen
Moment in seine Lage, Sie als Ehrenmann.

Er kann seine Unterschrift
von dieser Erklärung nicht zurückziehen.

Genosse Hempf. Der Mann könnte im Westen
in jedem Theater arbeiten.

Aber er will ja nicht weg. Weil er fest
an den Sozialismus glaubt.

Und an dieses Land.

-Sein Berufsverbot ist...
-Aber wer redet denn von Berufsverbot!

So etwas gibt's doch gar nicht bei uns.

Sie sollten vorsichtiger sein
in Ihrer Wortwahl.

Genosse Hempf,
das sage ich jetzt nur Ihnen:

Meine Stücke sind nicht so gut, als dass
ein Schwalber sie inszenieren könnte.

Ich brauche Jerska.

Und ich glaube,
dass Sie ihn zu hart beurteilen.

Ja, sehen Sie, und ich glaube das nicht.

Aber das lieben wir ja auch alle
an Ihren Stücken:

Die Liebe zum Menschen,
die guten Menschen;

den Glauben, dass man sich verändern kann.

Dreyman,

ganz gleich, wie oft Sie das
in Ihren Stücken schreiben,

Menschen verändern sich nicht.

Aber wie geht es ihm denn?

Er ist voller Hoffnung,
dass sein Berufs...

...dass er bald wieder arbeiten darf.

Darf er hoffen?

Natürlich darf er hoffen! Solange er lebt.

Und sogar noch länger!

Denn Sie wissen ja, Dreyman:
Die Hoffnung stirbt immer zuletzt.

Der OTS steht ab morgen früh auf
dein Zeichen für die Verwanzung bereit.

Wichtig ist nur,
dass bis Donnerstag alles steht.

Ansonsten hast du freie Hand.
Kriegst du das hin?

Gute Nacht.

...nur auf Ödland Brest und später Flächen

für die Kleintierhaltung an.

Dort allerdings mit bestem Nutzen.

Die ökonomische Strategie des
zehnten Parteitags bewährt sich im Leben.

Dass, jetzt erst recht, alles zur...

-Ich muss nach oben. Sonst krieg ich Ärger.
-Von wem?

-Von meiner Freundin.
-Freundin?

Na, gut.

Los spielen...

Zwanzig Minuten.

-Ja?
-Frau Meineke,

ein Wort zu irgendwem

und Ihre Mascha verliert morgen
ihren Medizin-Studienplatz.

Haben Sie das verstanden?

Ja.

Schicken Sie Frau Meineke zur Anerkennung

für ihre Verschwiegenheit ein Geschenk.

Ruhe, Wuff! Das ist für den Jerska!

Schon wieder Donnerstag?

Die Zeit vergeht so schnell.
Ja, ist ja auch gut so.

-Wie geht's dir?
-Gar nicht so schlecht.

Der Lärmpegel ist nicht immer so.

Ich weiß. Nur an Donnerstagen.

Ja.

Wir haben dich vermisst bei der Premiere.

Hatte Schwalber etwa einen guten Einfall?

Was gut war, hat er von dir geklaut.

So bleibe ich lebendig.

Nimm's mir nicht übel,
aber ich kann den Anblick

von diesen fetten, aufgetakelten Menschen
bei so einer Premiere nicht mehr ertragen.

Das klingt nicht nach mir,
willst du sagen, was?

Aber vielleicht
klingt gerade das nach mir.

Vielleicht war das damals
der falsche Jerska:

Freundlich und menschenlieb
durch das Kraftfutter des Erfolgs,

den ich der Gnädigkeit der Bonzen
zu verdanken hatte.

Aber ich werde nicht mehr lange jammern.

In meinem nächsten Leben werde ich
einfach auch Schriftsteller,

ein glücklicher Schriftsteller,
der immer schreiben kann,

wie du.

Was hat ein Regisseur,
der nicht inszenieren darf?

Nicht mehr als ein Filmvorführer
ohne Film, ein Müller ohne Mehl.

Er hat gar nichts mehr.

Gar nichts mehr.

Albert, auf der Premierenfeier
war auch der Minister, Minister Hempf.

Ich habe mit ihm
über dein Verbot gesprochen.

Es sieht gut aus.

Er hat mir Hoffnung gemacht.
Ganz wörtlich. Ganz konkret.

Wirklich?

Das ist schön.

Billiger georgischer Wein, Marke Jerska...

Und, wie geht's unserem heiligen Trinker?
Kommt er?

Ich hab vergessen ihn zu fragen.

Du bist stark und kraftvoll.
Und genauso brauche ich dich.

Hol' dir nicht diese Kaputtheit
in dein Leben.

-Albert ist mein Freund.
-Und du bist meiner.

Sieht aus wie zum Fünfzigsten!
Dabei werd ich doch 40, oder?

Vergiss nicht,
dass du mir versprochen hast,

dass du zu deinem Geburtstag
einen Schlips anziehst.

Das würde ich ja gerne machen,
ich habe leider keinen.

Bon anniversaire!

Ein Schlips?

Du hast doch gesagt,
du willst keine Bücher

oder kannst du am Ende gar keinen Schlips
binden, du alter Arbeiterdichter?

Ich, keinen Schlips binden?
Ich bin mit Schlips geboren.

Du vergisst, dass ich mich
durch eigene Kraft

von den Fesseln des Bürgertums
freikämpfen musste.

Dann lege sie nur für mich noch einmal an,
die Fesseln.

So, Schlips binden,
ist doch 'ne Kleinigkeit!

Frau Meineke! Bitte, Frau Meineke,
kommen Sie für einen Moment rein.

Sie können doch sicher
einen Schlips binden!

Sie können sich nicht vorstellen,
wie dankbar ich Ihnen bin.

Geht es Ihnen nicht gut?

Doch. Mir geht es gut.

Fertig?

Großartig. Das ist perfekt.
Besser geht's nicht.

Das muss aber unser Geheimnis bleiben.
Sie können doch ein Geheimnis bewahren?

Doch.

Donnerwetter!

Und ich dachte wirklich,
du kannst es nicht.

Du hältst doch sonst nicht
mit deinen Fähigkeiten hinterm Berg.

Du ahnst ja nicht,
was ich sonst noch alles kann!

...denn wie es im
russischen Sprichwort heißt...

Der erste Gast!

...als dieser Titel
von keinem Geringerem...

Unsere lieben, braven Nachbarn haben mal
wieder unten zugesperrt. Gehst du?

Ich geh schon.

Meister, unsere Gaben.

Ich hatte doch ausdrücklich gesagt:
Keine Bücher. Danke.

-Wollt ihr was trinken?
- Gerne. Eine Selters.

- Wodka.
-Ich hol euch was.

Was soll das?
Warum sitzt Albert dort ganz alleine?

Er will nicht mit uns reden.
Er hat uns alle abgewiesen.

Ich hab dir auch etwas mitgebracht.

Bist du wirklich hierher gekommen,
um zu lesen?

Es ist immerhin Brecht.

Ich komme mir vor wie ein Hochstapler
unter all diesen Leuten.

Hochstapler!? Albert, komm!

Du verlierst den Bezug zur Realität!

Du weißt doch, wie wir dich bewundern!
Wie alle dich bewundern!

Ja, für etwas,
was ich vor zehn Jahren gemacht habe

und wahrscheinlich gar nicht mehr könnte.

Ah, mein Lieblingsregisseur.
Warte doch, ich muss mal mit dir reden.

Bitte, erkläre mir doch noch einmal genau,
wie du in diese Position gekommen bist.

-Durch Talent.
-Natürlich, natürlich...

...aber was hast du sonst noch gemacht?

Dass du Nichtskönner bei der Stasi bist,
das weiß doch jeder!

Das ist eine unglaubliche Unterstellung!

-Paul!!
-Was?

Schwalber, entschuldigen Sie
meinen Freund. Er hat zu viel getrunken.

Was sollte denn das?
Du weißt doch, dass der bei der Stasi ist.

Nein, Paul, wissen tu ich es nicht.

Du bist so ein jämmerlicher Idealist,
dass du fast schon ein Bonze bist.

Wer hat denn Jerska so kaputtgemacht?

Genau solche Leute,
Spitzel, Verräter und Anpasser!

Irgendwann musst du Position beziehen,
sonst bist du kein Mensch.

Wenn du je etwas unternehmen willst,
dann melde dich bei mir.

Ansonsten brauchen wir uns
nicht mehr zu sehen.

Viel Geschmack haben deine Freunde nicht.

Das ist wirklich ungerecht. Hier z.B. der
Rückenkratzer, ist doch wunderschön!

Das ist eine Salatgabel.

Trotzdem wunderschön!

Guck mal hier:

Mit dem werde ich
mein neues Stück schreiben.

Du hast eben auch keinen Geschmack.

In manchen Sachen schon.

Von Jerska.

Er hat dir natürlich
doch ein Buch geschenkt.

Sie sind zu spät.

Entschuldigen Sie.
Ich bin in so 'ne Rotphase geraten.

Da kann man leicht mal vier Minuten
verlieren. Wissen Sie ja, wie det is.

Sie sind ja schon bei der Sache!
Det gibt's ja gar nicht.

Diese Künstler, bei denen geht's ab!

Wissen Sie, Kollege,

deswegen überwache ich lieber Künstler
als Priester und diese Friedensapostel.

Bis morgen früh, 11 Uhr.

Albert Jerska, "OV Engerling".

Wiesler, wie gewohnt systematisch!

Ich lasse dir die Akte heraussuchen.
Gehen wir Mittagessen. Komm.

Wir spielen Volleyball
pünktlich heute um 19 Uhr,

wie gewohnt in der kleinen Turnhalle.

Warst lange nicht mehr hier:
Der Stabstisch ist dort.

Irgendwo muss der Sozialismus
doch beginnen.

Wegen deiner Autokennzeichen-Anfrage
von der Limousine,

die Frau Sieland nachts
heimlich nach Hause gebracht hat...

Es handelt sich hier um den
Wagen von Minister Hempf.

Wiesler, führende Genossen
dürfen wir nicht erfassen.

Ich habe die Erwähnung
aus deinem Bericht gestrichen.

In Zukunft nichts Schriftliches
mehr darüber.

Wenn es etwas gibt, dann mündlich an mich.

Wir helfen also einem ZK-Mitglied,
seinen Rivalen aus dem Weg zu schaffen.

Ich brauch dir wohl nicht sagen, was es,
angesichts dieser neuen Information,

für meine Karriere bedeutet,
und für deine, wenn wir etwas finden.

Sind wir dafür angetreten?

Weißt du noch unseren Eid damals?
'Schild und Schwert der Partei' zu sein?

Was ist denn die Partei
anderes als ihre Mitglieder?

Und wenn die großen Einfluß haben,
umso besser!

Ich habe wieder 'nen neuen.

Also, Honecker kommt früh morgens
in sein Büro,

öffnet das Fenster, sieht die Sonne
und sagt...

Was is'n?

Oh, Entschuldigung, äh, das war...
ich... ich hatte...

Nein, nein, nein,
ich bitte Sie, Kollege, ich bitte Sie.

Man wird doch wohl über den
Staatsratsvorsitzenden noch lachen dürfen.

Erzählen Sie ruhig. Den Witz kenn ich
wahrscheinlich sowieso schon.

Na, kommen Sie, erzählen Sie.

Also, Honecker, also,
der Genosse Generalsekretär

sieht die Sonne und sagt:
"Guten Morgen, liebe Sonne."

Guten Morgen, liebe Sonne! So.

Und die Sonne antwortet:
"Guten Morgen, lieber Erich."

Und am Mittag
geht Erich wieder zum Fenster,

macht es auf, sieht die Sonne und sagt:
"Guten Tag, liebe Sonne."

Und die Sonne sagt:
"Guten Tag, lieber Erich."

Und abends nach Feierabend geht Honecker
wieder ans Fenster und sagt:

"Guten Abend, liebe Sonne."
Und die Sonne sagt nichts.

Also fragt er nochmal:
"Guten Abend, liebe Sonne. Was hast du?"

Und dann sagt die Sonne: "Ach leck mich
doch am Arsch. Ich bin jetzt im Westen."

Ja. Name?

Dienstgrad? Abteilung?

Ich?

Stigler.

Unterleutnant Axel Stigler. Abteilung M.

Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen,
was das für Ihre Karriere bedeutet,

was Sie da gerade getan haben.

Bitte, bitte. Genosse Oberstleutnant,

-ich, ich hab doch nur...
-Sie haben doch nur

unsere Partei verhöhnt. Das war Hetze.

Und sicher nur die Spitze des Eisbergs.

Das werde ich
dem Büro des Ministers melden.

Das war doch nur Spaß!

Der war gut, ha? Aber Ihrer war auch gut.
Ich kenn noch nen Besseren.

Was ist der Unterschied zwischen
Erich Honecker und 'nem Telefon? Na?

Na, keiner! "Aufhängen! Neuwählen!"

-Kommst mit?
-Ne, du, ich, ich muss nach Hause.

-Nacht.
-Tschüss.

Kalt?

Christa, Christa, du hast unsere
Verabredung am Donnerstag vergessen.

Oder hatte dein Dichter vielleicht
zweimal hintereinander Geburtstag?

Komm, steig ein!

Steig ein.

Du weißt nicht, was gut für dich ist.

Sei unbesorgt.

Ich pass schon auf dich auf.

Sag', dass du es nicht auch brauchst.

Sag' ein Wort
und ich lasse dich sofort los.

Ich bin verabredet.

Was glaubst du, wo ich hinfahre!?

Ich fahre dich doch zu ihm!
So bist du sogar schneller da!

Zeit für bittere Wahrheiten!

Ja.

Diese Idioten!

Und nächsten Donnerstag
im Metropol!

Fahren Sie!

Christa.

Halt mich einfach nur fest.

Guten Abend, Genosse Haupt...

Sie sind schon wieder
fünf Minuten zu spät.

Guten Abend. 11. Etage, rechter Gang.

Ich bin schon oben.

-Wie sind Sie denn ins Gebäude gekommen?
-Hier wohnen noch andere Jungs vom MfS.

Ich glaube, bei dir war ich noch nie.

Das glaube ich auch nicht.

Na, hat das gutgetan?

Bleib doch noch etwas bei mir.

Ich kann nicht.
Ich habe um halb den nächsten Kunden.

Ich arbeite nach Termin.

Halb zwei?
Das schaffen Sie sowieso nicht mehr.

Klar schaffe ich das.
Mach dir mal keine Sorgen.

Und das nächste Mal länger buchen. Tschüss.

Georg. Hast du schon gehört, wegen Hauser?

Nein. Was denn?

Seine Vortragsreise in den Westen
fällt flach. Er kriegt keinen Reisepass.

Wundert dich das?

Wenn er sich so arrogant verhält,
dann muss er mit so etwas rechnen.

Würdest du den ausreisen lassen,
an deren Stelle?

Hast du meinen gelben Brecht-Band gesehen?

-Wie?
-Den Brecht-Band?

Ich weiß nicht, wo der ist.

Komisch, ich hätte schwören können...

An jenem Tag im blauen Mond-September

Still unter einem jungen Pflaumenbaum

Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe

In meinem Arm wie einen holden Traum

Und über uns im schönen Sommerhimmel

War eine Wolke, die ich lange sah

Sie war sehr weiß und ungeheuer oben

Und als ich aufsah, war sie nimmer da

-Ja?
-Georg, hier Wallner.

Was ist denn?

Georg, es geht um Jerska.

Er ist tot.
Er hat sich gestern Abend erhängt.

Georg,

ich lege jetzt auf, ja?

Ich muss immer daran denken,
was Lenin von der Appassionata gesagt hat:

"Ich kann sie nicht hören, sonst bringe
ich die Revolution nicht zu Ende."

Kann jemand, der diese Musik gehört hat,

ich meine wirklich gehört hat,
noch ein schlechter Mensch sein?

Bist du wirklich bei der Stasi?

Weißt du überhaupt, was das ist,
die Stasi?

Ja. Das sind schlimme Männer,
die andere einsperren, sagt mein Papa.

So, wie heißt denn dein...?

Mein was?

...Ball. Wie heißt denn dein Ball?

Du bist aber komisch.
Bälle haben doch keinen Namen.

Das ist alles geschehen, Genosse Minister.
Die allerneueste operative Technik,

unter jedem einzelnen Lichtschalter, sogar
im Klo. Eingangsbereich mit Maßnahme C.

Sie haben gesagt, Sie finden da etwas.
Finden Sie was.

Ich will meinem schlimmsten Feind
nicht geraten haben, mich zu enttäuschen.

Und jetzt verschwinden Sie.

Nowack. Sie werden jetzt
Christa-Maria überwachen.

Über jede Minute, die sie nicht mit mir
ist, werden Sie mir berichten. Verstanden?

Wir haben Hauser

die Ausreisegenehmigung für die Konferenz
zum Kulturabkommen nicht gewährt.

Vielleicht bringt das was ins Rollen.
Die Beiden sind ja sehr eng.

Und, wie läuft's
zwischen CMS und dem Minister?

Sie sind morgen Abend verabredet,
wenn ich den Rhythmus richtig verstehe.

Das ist gut, sehr gut. Wir beide haben an
dieser Liebesgeschichte viel zu gewinnen

oder zu verlieren.

Vergiss das nicht.

Früher hatte ich immer
nur vor zwei Sachen Angst.

Vor dem Alleinsein
und vor dem Nicht-Schreiben-Können.

Seit Alberts Tod ist mir das Schreiben
egal und die anderen Menschen auch.

Jetzt habe ich nur noch Angst,
ohne dich zu sein.

Heute Abend darfst du dich
aber nicht fürchten.

Ich gehe nämlich
nur für ein paar Stunden weg.

Wohin?

Ich treffe eine Klassenkameradin,
die gerade in der Stadt ist.

-Sie ist schon...
-Wirklich, Christa?

Wirklich?

Was fällt dir ein?

Ich weiß es.

Ich weiß, wo du hingehen willst.

Und ich bitte dich: Geh' nicht dahin.

Du brauchst ihn nicht!

Du brauchst ihn nicht!

Ich weiß auch von den Medikamenten

und wie wenig du deiner Kunst traust.

Aber vertraue wenigstens mir.

Christa-Maria.

Du bist eine große Künstlerin.

Ich weiß es.
Und dein Publikum weiß es auch.

Du brauchst ihn nicht!

Du brauchst ihn nicht.

Bleib hier.

Geh nicht zu ihm.

Nein?

Brauche ich ihn nicht?

Brauche ich dieses ganze System nicht?

Und du?

Du brauchst es ja dann auch nicht?
Oder erst recht nicht?

Aber du legst dich doch genauso
mit denen ins Bett?

Warum tust du es denn?

Weil sie dich genauso zerstören können,
trotz deines Talentes,

an dem du noch nicht mal zweifelst.

Weil sie bestimmen, wer gespielt wird,
wer spielen darf, und wer inszeniert.

Du willst nicht so enden wie Jerska.

Und ich will es auch nicht.

Und deshalb gehe ich jetzt.

Du hast in so vielem recht.

Und ich will so viel anders machen.

Aber ich bitte dich, ich flehe dich an,

geh nicht.

Na, Chef, bin ich pünktlich?

Lassen Sie mich raten,
was die gerade machen.

Zack, zack, zack.

Kommen Sie. Ich übernehme schon.

Ick kann ja nicht verantworten,
dass Sie wegen mich Überstunden machen.

"Geh nicht durch diese Tür."

Wo will sie denn hin?

Treffen mit einer alten Klassenkameradin.

Detaillierten Bericht können Sie
morgen lesen. Ick krieg det hin!

Gute Nacht.

Was glotz'n so?

Ein Selters.

Nein, äh...

Wodka, doppelt.

Nochmal das Gleiche.

Bringen Sie mir einen Cognac, bitte!

Gnädige Frau?

Bitte lassen Sie mich in Ruhe.
Ich möchte alleine sein.

Frau Sieland.

Kennen wir uns?

Sie kennen mich nicht. Aber ich kenne Sie.

Viele Menschen lieben Sie,
weil Sie sind, wie Sie sind.

Ein Schauspieler ist nie so, wie er ist.

Sie doch.

Ich habe Sie auf der Bühne gesehen.

Sie waren da mehr so wie Sie sind, als...

...als Sie es jetzt sind.

Sie wissen, wie ich bin?

Ich bin doch Ihr Publikum.

Ich muss gehen.

Wohin gehen Sie?

Ich treffe eine alte Klassenkameradin.
Ich...

Sehen Sie, da waren Sie gerade
gar nicht Sie selbst.

Nein?

Nein.

Sie kennen sie also gut,
diese Christa-Maria Sieland.

Was meinen Sie?

Würde sie einen Menschen verletzen,
der sie über alles liebt?

Würde sie sich verkaufen, für die Kunst?

Verkaufen für die Kunst?
Die hat sie doch schon.

Das wäre ein schlechtes Geschäft.

Sie sind eine große Künstlerin.

Wissen Sie das denn nicht?

Und Sie sind ein guter Mensch.

Bei meiner Übernahme
streiten "Lazlo" und CMS darüber,

ob CMS zu dem Treffen
mit der Klassenkameradin gehen soll.

Schließlich geht sie.
"Lazlo" scheint hierüber unglücklich.

Nach etwa 20 Minuten kehrt
CMS aber schon zu "Lazlo" zurück,

zu seiner und meiner Überraschung.

Er scheint hierüber sehr glücklich.
Heftige Intimitäten folgen.

Sie sagt, sie wird jetzt
nie mehr weggehen.

Er sagt wiederholte Male:

"Jetzt werde ich die Kraft haben.
Ich werde etwas tun."

Hiermit ist vermutlich gemeint, dass er
ein neues Theaterstück schreiben wird.

Die Stückeproduktion von "Lazlo"

war nämlich über die letzten Wochen
von Schwierigkeiten geplagt.

Was sie mit ihren Äußerungen meint,
ist unklar:

Vielleicht, dass sie sich mehr um "Lazlos"
Haushalt kümmern will als zuvor.

Der Rest der Nacht verläuft friedlich.

Genosse Hauptmann,

das war nur weil... er schläft auch noch,
er...

Guter Bericht.

Echt jetzt?

Ich wußte nicht,
dass es so schlimm um ihn steht.

Ich ja auch nicht.

Von einem, der rübermachte:

Die Staatliche Zentralverwaltung
für Statistik in der Hans-Beimler-Straße

zählt alles, weiß alles.

Wie viele Schuhe ich pro Jahr kaufe: 2,3,

wie viele Bücher ich im Jahr lese: 3,2,

und wie viele Schüler jedes Jahr
mit 1,0 ihr Abitur machen: 6347.

Aber eine zählbare Sache
wird dort nicht erfasst,

vielleicht, weil solche Zahlen selbst
Bürokraten wehtun,

und das ist der Freitod.

Sollten Sie in der Beimlerstraße
anrufen und fragen,

wieviele Menschen die Verzweiflung
zwischen Elbe und Oder,

zwischen Ostsee und dem Erzgebirge
in den Tod getrieben hat,

dann schweigt unser Zahlenorakel

und notiert sich vermutlich genau
Ihren Namen,

für die Staatssicherheit,

jene Grauen Herren, die für Sicherheit
sorgen in unserem Land, und für Glück.

1977 hörte unser Land auf,
Selbstmörder zu zählen.

Selbstmörder, so nannten sie sie.

Dabei hat diese Tat mit Mord
doch gar nichts zu tun;

sie kennt keinen Blutrausch,
sie kennt keine Leidenschaft,

sie kennt nur das Sterben,
das Sterben der Hoffnung.

Als wir vor neun Jahren aufhörten,
zu zählen,

gab es nur ein Land in Europa, das mehr
Menschen in den Freitod trieb:

Ungarn.

Danach kamen gleich wir, danach kam das
Land des real existierenden Sozialismus.

Einer dieser Ungezählten ist
Albert Jerska, der große Regisseur.

Von ihm will ich heute erzählen.

Ich habe versucht,
Statistiken zu bekommen...

Die zeigen, wie viel erfolgreicher
unsere Staatssicherheit arbeitet,

als wir so allgemein glauben.

Ich Idiot habe den Vortrag
für drüben hier geprobt!

Seitdem bin ich sehr musikalisch geworden.

Wir können uns auch bei mir treffen.

Und, hier ist sicher genug?

Mein eigener kleiner Leibwächter.

Ich nenne ihn "Rolf",
wahrscheinlich heißt er auch so.

Schieß los!

Hier.

Das willst du veröffentlichen?

Im Westen, mit deiner Hilfe.
Wirst du mir helfen?

Hast du Christa davon erzählt?

Nein.

Gut, ich helfe dir. Unter der Bedingung,

dass du es auch weiterhin
vor ihr geheim hältst.

Was?

Georg, es ist doch auch,
um sie zu schützen.

Das wäre was für den Spiegel.

Mit einem der Redakteure bin ich ganz
gut befreundet, Gregor Hessenstein.

-Kennst du ihn?
-Nicht persönlich.

Du musst ihn treffen,

aber unter deinem eigenen Namen
veröffentlichen kommt nicht in Frage.

Es sei denn, dich reizt die rein sportliche
Herausforderung eines 48-Stunden-Verhörs.

Mir ist kalt.

Doch zu mir?

Bei mir ist keine Staatssicherheit!

Persönlicher Freund von Margot Honecker.

Nationalpreisträger,
wenn ich daran erinnern darf.

-Zweiter Klasse.
-Meine Wohnung ist sauber. Ich sag's euch.

Ja. Wenn man nur irgendwie
sicher sein könnte!

Ich hätte schon eine Idee, wie wir
deine Wohnung überprüfen könnten.

Ihr kennt doch meinen Onkel Frank,

der jeden Samstag aus West-Berlin
zu Besuch kommt,

mit seinem dicken goldenen Mercedes.

Also, Herr Hauser, mir erscheint
das alles doch ziemlich riskant.

Ja. Da muss ich Georg Recht geben.
Einfach die Rückbank ausbauen,

und Ihren Neffen darunter verstecken,
ich weiß nicht, ich weiß wirklich nicht.

Glaubt mir, Jungs.
Die schauen da nicht darunter.

Ein bisschen mit dem Spiegel
unter die Achsen,

ein bisschen aufm Auspuff rumgekloppt, und
ab geht er! Ich bin drüben und Paul auch.

Ne, das sind nicht die Hellsten
an der Grenze.

Ihr seht das vollkommen falsch.

An welchem Grenzübergang
fahren Sie denn immer rüber?

Henry-Heine-Straße.
Immer Henry-Heine-Straße.

Die kennen mich da schon, die Jungs.

Mich und meinen goldenen Benz. Ich bin
richtig befreundet mit den Grenzern.

Und glaubt mir,
in zwei Stunden, da rufe ich euch an,

mit 'ner Flasche Schultheiss in der Hand,

und gebe euch die gute Botschaft durch:
Paul ist drüben.

Nein!

-Was ist eigentlich mit Pauls Stasi-Mann?
-Rolf.

Rolf, Rolfeken, Rolfeken glaubt,
dass Paulchen zu Hause ist.

So, und jetzt muss ich los,

nicht, dass der Junge mir erstickt in der
Karre, wär ja schade um den, nicht wahr?

OK, alles Gute.

Noch ein Bier?

Grenzübergangsstelle,
Heinrich-Heine-Strasse.

Teilnehmer?

Teilnehmer?

Keiner da.

Das eine Mal Freundchen.

-Dreyman.
-OK.

Wie versprochen: Paul wäre drüben.

Äh, überhaupt keine Kontrolle?

Nö, keine besonderen Kontrollen.
Nur das Übliche.

So schlimm sind die Jungs da gar nicht.
Also, er wäre drüben.

Ja, dann dank ich Ihnen vielmals,
dass Sie das für uns gemacht haben.

Ach, keine Ursache; die Gefahr
war ja nun wirklich nicht so groß.

Ja, das stimmt auch wieder.

-OK.
-Ja, gut, dann bis bald. Vielen Dank.

Tschö.

Und was machen wir, wenn einer fragt,
was wir hier eigentlich zusammen machen?

Dann sagen wir,

also, wir sagen, ihr helft mir,
ein Stück zu schreiben, ein Theaterstück.

Zum 40. Jahrestag der DDR.

Ja, irgendwie stimmt das ja sogar.

Wer hätte gedacht, dass
unsere Staatssicherheit so unfähig ist?

Wer hätte gedacht,
dass es solche Idioten sind!

Warte nur.

Guten Tag, Genosse Hauptmann.
Hören Sie sich det mal an.

Warum die Rate '67
am höchsten war,

das ist für uns Westler verständlich.

Aber 1977, das müssen Sie schon erklären.

Sie müssen doch die sozialen Umstände
deutlicher machen.

Es soll ein literarischer Text bleiben.
Keine journalistische Hetzschrift.

Der Text ist großartig wie er ist.

Ich will doch nur sicherstellen, dass er
auch bei uns richtig verstanden wird.

Er wird Furore machen, so oder so.

Das ist Hauser.

-Klar ist det Hauser.
-Der ist gar nicht im Westen.

Die schreiben zusammen ein Theaterstück.

Zum Jubiläum. 40. Jahrestag.

Also, mir klingt det
ja nicht nach Theaterstück.

Wonach klingt es denn für Sie?

Ja. Ick weiß nicht,
aber nicht nach Theaterstück.

Sie machen sich viele Gedanken,
Oberfeldwebel Leye.

Sie sind doch kein Intellektueller?

-Ick, nee, also sowat bin ich nicht.
-Dann verhalten Sie sich nicht wie einer!

Ich habe Sie für diese Aufgabe ausgewählt,

weil es hieß, dass Sie die Technik
beherrschen und keine Fragen stellen.

Überlassen Sie das Denken
Ihren Vorgesetzten.

Schon gut, Genosse Hauptmann.
Ich geh dann mal.

Schönen Tag noch, eh, guten Tag.

Gute Arbeit! Eh, ich meine
ich wünsche Ihnen gute Arbeit.

Das hier kann ich vielleicht umschreiben.

Ich lasse Ihnen dann noch zukommen,
was wir an Materialien haben.

Zwei Wochen, können Sie das schaffen?

Dann könnte ich Sie noch
in die erste Märzausgabe hineinbringen.

Vielleicht sogar als Titel.

Das ist Christa.

Georg?

Christa, das ist Gregor Hessenstein.

Christa Sieland.

Aber das weiß ich doch.

Und was macht ihr hier so verschwörerisch?

Wir... Hauser und ich, wir wollen zusammen

ein Theaterstück
zum 40. Jahrestag schreiben.

Ein Stück zu zweit?

Der Spiegel will vielleicht vorab
darüber berichten, vielleicht.

-Wer spielt die Hauptrolle?
-Ja, das wollten wir dich sowieso fragen.

Christa, wen würdest du lieber spielen:
Lenin oder seine liebe alte Mutter?

Du kannst es dir aussuchen.

Gut, ich sehe schon, ich bin hier nicht
erwünscht. Ich geh kurz schlafen.

Ich finde Ihre Vorsicht löblich.

Je weniger Menschen
von diesem Projekt wissen, desto besser.

Mit der Stasi ist nicht zu scherzen.

In dem Zusammenhang
habe ich Ihnen auch etwas mitgebracht.

Die ganze Torte wäre mir lieber gewesen.
Ich habe schon eine Schreibmaschine.

Deren Schriftbild längst von der Stasi
erfasst ist.

Wenn dieser Text
an der Grenze abgefangen wird,

mit Ihrer Maschine geschrieben, dann sind
Sie am nächsten Tag in Hohenschönhausen.

Dass das nicht gerade viel Spaß macht,
davon kann Paul ein Lied singen, was?

Leider habe ich in diesem Miniformat
nur ein rotes Farbband auftreiben können.

Macht es ihnen was aus,
den Artikel in Rot zu schreiben?

Daran soll es nicht scheitern.

Haben Sie einen Ort, wo Sie diese Maschine
verstecken können nach jedem Gebrauch?

Mir wird sicher was einfallen.

Nehmen Sie das nicht
auf die leichte Schulter.

Ich will nicht den nächsten Artikel
darüber schreiben müssen,

dass niemand weiß,
wo Georg Dreyman abgeblieben ist.

Keiner außer uns darf wissen,
dass es diese Maschine überhaupt gibt.

-Die Wohnung ist wirklich sicher?
-Ja.

Diese Wohnung ist der letzte Ort
in der DDR,

wo ich ungestraft sagen kann,
was ich will.

Gut, dann lassen Sie uns darauf anstoßen.

Die Flasche ist nämlich echt.

Auf dass Sie Gesamtdeutschland
das wahre Gesicht der DDR zeigen!

Zum Wohl.

Ist doch besser als russischer.

Auf gutes Gelingen.

Ich muss zum Genossen Grubitz.
Hauptmann Wiesler. Es ist dringend.

Das kommt nicht in Frage.
Weißt du, was wir in den investiert haben?

Der früheste Termin,
den ich Ihnen geben kann,

wäre erst morgen 14:30 Uhr.

Ja, sag ihm, wenn er den IM enttarnt,

dann wird es nicht nur keine
Gemeindeversammlungen mehr geben.

So einfach ist das.

Ja, soll er den Papst anrufen
und sich beschweren.

Ja, jetzt los, ich habe mich lange genug
mit diesem Blödsinn beschäftigt, ja.

Wiesler! Gut, dass du da bist.
Ich muss dir was zeigen.

"Haftbedingungen
für Politisch Ideologische Diversanten

der Kunst-Szene nach Charakterprofilen."

Na, ist das wissenschaftlich?
Und schau mal hier. Da.

"Dissertation betreut durch Professor
Anton Grubitz."

Wie gefällt dir das? Ist doch großartig.

Ha?

Ich hab ihm zwar nur 'ne Zwei gegeben.

Die sollen nicht gleich denken,
dass Promovieren bei mir einfach ist,

aber es ist wirklich erstklassig.

Wußtest du z.B., dass es unter Künstlern
nur fünf verschiedene Typen gibt.

Deiner z.B., Dreyman, ja,
das ist Typ vier.

"Hysterischer Anthropozentriker".
Der kann nicht alleine sein.

Muss immer Reden halten,
immer Freunde um sich haben.

Bei so einem darf man es auf keinen
Fall zum Prozess kommen lassen.

Da würde der aufblühen.

Das muss alles in der U-Haft ablaufen,
ganz ohne Öffentlichkeit.

Da wird man viel schneller mit ihm fertig.
Völlige Einzelhaft, ohne ihm zu sagen,

wie lange er drin sein wird.

Kein Kontakt zu irgendwem in der ganzen
Zeit, nicht einmal zu den Wächtern.

Beste Behandlung derweil.

Keine Schikanen,
keine Misshandlungen, Skandale.

Nichts, worüber er später
schreiben könnte.

Nach zehn Monaten
lassen wir ihn frei, überraschend.

Der macht uns keine Probleme mehr.

Weißt du, was das allerbeste ist?

Die meisten von diesem Typ vier,
die wir so bearbeitet haben,

die schreiben nachher überhaupt
nicht mehr, oder malen nicht mehr,

oder was auch immer so Künstler tun.

Und das, ohne dass wir
irgendeinen Druck ausüben,

einfach so, sozusagen

als Geschenk!

Was führt dich zu mir?
Entwicklungen im Falle Dreyman?

Darüber wollte ich mit dir sprechen.

Ich glaube, es ist an der Zeit...

An der Zeit, was?

...dass wir den Vorgang verkleinern.

Ich möchte nicht Tages- und Nachtschicht
für einen so unsicheren Fall beanspruchen.

Unsicher, hm?

Du glaubst also nicht,
dass wir etwas finden, für den Minister?

Vielleicht, wenn wir den Fall verkleinern,
beweglicher machen.

Wenn wir "Lazlo" auch außerhalb
seiner Räume aufklären können.

Soll ich Udo den Fall übergeben?

Ich würde ihn gerne selber weiterführen.

Warum?

Es könnte schon
noch was dabei herauskommen.

Ich müsste nur freier einteilen können,

wann ich komme, wann ich gehe,
tags, nachts.

Vielleicht macht er ja was
außerhalb seiner Wohnung.

Irgendetwas gefällt mir da nicht.

Irgendetwas sagst du mir nicht.

Also gut, ich zieh Udo ab.

Ich kann ihn ganz gut verwenden
für diesen Kirchenfall.

Reiche mir den Antrag ein,
aber schriftlich.

Und schreib als Begründung:
"Mangelnde Verdachtsmomente".

Und Wiesler,

noch ein Rat.
Wir sind nicht mehr an der Hochschule.

Bei Projekten geht es nicht um Noten,
sondern um Erfolg.

Die Staatliche Zentralverwaltung
für Statistik in der Hans-Beimler-Straße

zählt alles, weiß alles.

Wie viele Schuhe ich pro Jahr kaufe: 2,3,

wie viele Bücher ich im Jahr lese: 3,2,

und wie viele Schüler jedes Jahr
mit 1,0 ihr Abitur machen: 6347.

Es ist kein Theaterstück,
was wir schreiben.

-Du brauchst es mir nicht zu erzählen.
-Ich möchte es dir aber erzählen.

-Es sind Texte, die...
-Sag es mir nicht!

Vielleicht bin ich ja wirklich so
unzuverlässig, wie deine Freunde sagen.

Aber ich...

Ich bin jetzt ganz bei dir, ganz egal was.

...Bundesforschungsminister Riesenhuber,

der den Bericht eingebracht hatte,
betonte,

dass es zur Rettung bereits geschädigter
Wälder kein Patentrezept gäbe.

Anspannung
im deutsch-deutschen Verhältnis.

Das Nachrichtenmagazin der Spiegel
veröffentlichte heute als Titelgeschichte

den Text eines ungenannten
ostdeutschen Autors

zum Selbstmord in der Deutschen
Demokratischen Republik.

Anlass war eine Reihe von Suiziden
prominenter Ost-Berliner Künstler,

zuletzt des Theaterregisseurs
Albert Jerska.

Jerska hatte sich nach einem sieben Jahre
anhaltenden Berufsverbot,

am fünften Januar dieses Jahres
das Leben genommen.

1977 hörte die DDR auf, ihre
Selbstmordstatistik zu veröffentlichen.

In diesem Jahr hatte Ungarn als einziges
europäisches Land eine höhere Rate...

Jawohl, Genosse Armeegeneral.
Wir haben...

-Sie haben gar nichts, auf ganzer Linie...
-Ja, wir haben...

-Sie sind ein jämmerlicher Anfänger.
-Wir haben durch

einen IM in der Spiegel-Redaktion eine
Lichtpause des Original-Artikels bekommen.

-Wer hat das Scheißding geschrieben?
-Er wusste auch nicht, wer der Autor war.

Aber aufgrund des Schriftbildes
der Schreibmaschine...

Sie können überhaupt nichts.
Bringen Sie mir endlich Namen.

-Das werde ich, sobald es Ergebnisse...
-Das will ich hoffen.

Sonst stelle ich Sie an die Wand.

Andrea, wo bleibt der Schriftexperte?

So komme ich zu dem Schluss,
dass die Schreibmaschine

nur eine für den Export bestimmte,

heimische Reiseschreibmaschine
modernster Ausführung sein kann,

fast sicher das Modell Kolibri
der VEB Groma Büromaschinen.

Wäre die Vorlage in schwarzer Tinte,
könnte ich es noch bestimmter sagen.

Und wer hat so eine Schreibmaschine?

So eine Maschine ist in unserer Republik
nirgends erfasst.

-Worauf schreibt denn zum Beispiel Hauser?
-Der Journalist Paul Hauser

schreibt auf dem Modell Valentino
des Olivetti-Betriebes.

Bei diesem Modell wäre der
Anschlagswinkel wesentlich horizont...

Ja, ja. Und Wallner?

Schreibt auf einer heimischen
Optima Elite.

Georg Dreyman?

Georg Dreyman schreibt
seine ersten Entwürfe per Hand,

und die Reinschrift dann
auf einer Original Wanderer Torpedo.

Er hat noch nie
auf irgendetwas anderem geschrieben.

Wie groß wäre denn
diese Kolibri Schreibmaschine?

Sie ist eine der kleinsten
industriell hergestellten Maschinen.

Neunzehn Komma fünf Zentimeter
mal neun Zentimeter

mal neunzehn Komma fünf Zentimeter.

Also nicht schwerer zu schmuggeln,
als ein Buch.

Danke. Sie können gehen.

Wiedersehen, Genosse.

Andrea, verbinden Sie mich bitte
mit Hauptmann Gerd Wiesler.

Ja, bitte.

Hast du von diesem
Selbstmordartikel gehört?

-Im Spiegel, ja.
-Und woher?

Hauser hat Dreyman angerufen
und ihm davon erzählt.

Wiesler, das ist jetzt sehr, sehr wichtig,
für meine Karriere und für deine Karriere.

Hat er irgendetwas erwähnt, wer dahinter
stecken könnte? Oder hast du Ideen?

Ich glaube nicht, dass er etwas erwähnt
hat. Nein, er hat nichts erwähnt.

Ein Spiegel-Redakteur hat am 27.
unter verdecktem Namen

den Grenzübergang
an der Bornholmer Straße passiert

und sich vier Stunden hier aufgehalten.
Gregor Hessenstein.

Die Abteilung VI hat ihn
bis zum Prenzlauer Berg verfolgt

und dann aus den Augen verloren.

Hatte der irgendwie Kontakt
zu Georg Dreyman?

Hätte ich das nicht im Bericht vermerkt?

Ja, ja, natürlich, aber irgendwie
riecht dieser Text nach Schriftsteller.

Ich wäre erstaunt, wenn ich mich da irre,
also halt die Ohren offen.

Scheiße!

Steigen Sie ein.

Wenn Sie ein Mitarbeiter hintergeht, dann
strafen Sie ihn nach Kräften, oder nicht?

Doch!

Auch eine Frau oder etwa nicht?

Selbstverständlich.

Und ist nicht jeder, der einem großen
Mann dient, sein Mitarbeiter?

Das könnte man so sagen.
Müsste man vielleicht sogar so sagen.

Dort wird sie ihre illegalen
Psychopharmaka beziehen.

Christa-Maria Sieland.

Ich denke, Sie sollten es wissen.
Es fällt in Ihren Bereich.

Ob Sie ihr das Genick brechen oder nicht,
ist Ihnen überlassen.

Ich will sie auf jeden Fall nicht wieder
auf einer deutschen Bühne spielen sehen.

Und jetzt verschwinden Sie.

Tür zu!

Frau Sieland, bitte folgen Sie mir
zur Klärung eines Sachverhaltes.

Kommen Sie.

Tja...

Genossin Sieland.
Das Ende einer schönen Karriere, hm?

Schade eigentlich. Sie waren gut.
Sie waren sogar sehr gut.

Es war nur ein bisschen kurz, nicht?

Setzen Sie sich doch.

Was macht eigentlich ein Schauspieler,
wenn er nicht mehr spielt?

Bitte,

gibt es nicht irgendetwas,
was ich für Sie tun kann?

Für... die Staatssicherheit?

Dafür ist es etwas spät.

Ich kenne fast alle unsere Künstler.
Ich könnte viel für Sie herausfinden.

Das glaube ich Ihnen.
Aber das wird Ihnen nicht mehr helfen.

Vielleicht gibt es ja etwas anderes,
was ich tun könnte.

Etwas, was uns beiden
nicht ganz unangenehm wäre?

Leider haben Sie sich...
ja, wie soll ich sagen...

...einen mächtigen Mann zum Feind gemacht.

Ich bin deswegen weniger frei,
als ich es sonst wäre.

Gibt es irgendetwas,
wodurch ich mich noch retten kann?

Bedauere, Gnädigste.

Es gäbe da nur eine Sache.

Wenn Sie sich schon so viel mit Literaten
und Künstlern umgeben...

Sie wissen nicht zufällig etwas
über einen Artikel,

der in der letzten Woche
im Spiegel erschienen ist?

Ein Artikel über Selbstmörder?

Staatssicherheit,
öffnen Sie die Tür.

Aufmachen!

Er hat das Licht
im Arbeitszimmer angeschaltet.

Brecht die Tür auf,
bevor er Beweismaterial vernichten kann.

Brecheisen.

Ich glaube, das wird nicht nötig sein.
Was ist denn los, Genossen?

Wir haben den Befehl,
Ihre Wohnung zu durchsuchen.

-Hier die richterliche Bestätigung.
-Was suchen Sie denn?

Geheimsache.

Boysen und Müller, Schlafzimmer und Flur,
Greska Küche, Bad, WC, Gänge,

Heise und Thomas
Wohnzimmer, Arbeitszimmer. Los.

Was verbrennen Sie darin?

Schlechte Texte.

Reichlich Westliteratur, wie?

Der Band gerade ist ein Geschenk
von Margot Honecker.

Wie ist der Stand?

Alles läuft nach Plan.

Nichts gefunden. Allerdings verschiedene
Bände Westliteratur und Westzeitungen.

Keine Spur von dem Gesuchten.

Waren Sie auch gründlich?

Jawohl, Genosse Oberstleutnant.
Wie verfahren wir weiter?

Genosse Oberstleutnant?

Ziehen Sie Ihre Männer ab.

Hier die Adresse des Ministeriums.
Sollte wider Erwarten

etwas beschädigt worden sein,
können Sie Vergütung verlangen.

Ich bin sicher,
es ist alles in bester Ordnung.

Ja, bitte?

Wiesler, ich erwarte dich morgen
früh 9:00 Uhr in Hohenschönhausen.

Gut, dann will ich mal sagen,
was wir alle denken: Es war Christa-Maria.

Die Stasi hat sie geschnappt
und sie hat dich verraten.

-Sie war es nicht.
-Woher willst du das wissen?

Du hast doch selbst gesagt,
dass sie letzte Nacht nicht bei dir war.

Sie kennt das Versteck.

Ja, sie kennt es.

Wenn du recht hast und die Durchsuchung
wirklich auf sie zurück geht,

dann ist sie unser größter Schutzengel.

Zu Oberstleutnant Grubitz.

Hauptmann Wiesler.

Verhörraum Nummer 76.

Ja. Komm rein.

Setz' dich.

Und?

Was sollte das?

Was sollte das? Das fragst du mich?

Wessen verdächtigst du Dreyman?

Er ist der Autor des Spiegel-Artikels.

Wer hat das behauptet?

Komm mit.

Hier.

Ich weiß zwar nicht, durch welche
Schlamperei dir das alles entgehen konnte.

Aber ich kenne dich auch anders.
Vor allem als Befrager.

Und darum gebe ich dir eine letzte Chance.

Bringen Sie Häftling 662. Sofort.

Bist du noch auf der richtigen Seite?

Ja.

Dann versau es nicht noch einmal.

Soll ich die Gefangene fixieren?

Sie ist keine Gefangene mehr,
sie ist jetzt IM. Sie können gehen.

Sie sind also mein "Führungsoffizier".

Dann führen Sie mich!

Noch zehn Stunden.

Nein, eigentlich in neuneinhalb
wird Herr Roessing vor das Publikum treten

dass Sie wegen einer Unpässlichkeit
leider nicht spielen können.

Und das wird das letzte Mal sein,

dass man in der Theaterwelt von Ihnen
gesprochen hat. Wollen Sie das?

Sagen Sie uns,
wo das Beweismaterial versteckt ist.

Es gibt keine Beweise.

Es gibt keine Schreibmaschine.
Das habe ich erfunden.

Ich hoffe nicht.

Denn dann müssen wir
auch Sie hierbehalten.

Eine falsche Aussage im Verhör
ist gleichbedeutend mit Meineid.

Das heißt ungefähr zwei Jahre Haft.

Dreyman muss sowieso ins Gefängnis.
Dafür genügt Ihre Aussage

und das belastende Material,
das wir in der Wohnung gefunden haben.

Retten Sie jetzt wenigstens sich selber.

Sie würden nicht glauben,

wie viele Menschen hier wegen sinnlosem
Heroismus im Gefängnis sitzen.

Denken Sie an Ihr Publikum.

Denken Sie an Ihr Publikum.
Dem fällt wirklich immer was ein.

Denken Sie daran,
was der Staat für Sie getan hat,

Ihr ganzes Leben lang.

Jetzt können Sie etwas für den Staat tun.
Und er wird es Ihnen danken.

Sagen Sie mir,
wo die Maschine versteckt ist.

Dreyman wird nie etwas erfahren.

Ich lasse Sie sofort frei und wir schlagen
erst zu, wenn Sie bei ihm sind.

Erstaunt zu spielen,
das werden Sie doch wohl schaffen.

Und heute Abend
sind Sie wieder im Theater.

In Ihrem Element.

Vor Ihrem Publikum.

Sagen Sie mir, wo die Unterlagen sind.

Wo sind sie?

Sie sind in der Wohnung,

unter der Türschwelle.

Zwischen Wohnzimmer und Flur.

Man kann sie abnehmen.

Meinen Sie hier?

Machen Sie ein Kreuz
auf die richtige Stelle.

Sie sehen ein bisschen mitgenommen aus.
Vergessen Sie nicht. Sie sind jetzt IM.

Das bedeutet Pflichten, wie Konspiration,
vollkommene Verschwiegenheit.

Aber auch Privilegien.

Wachhabender. Rufen Sie mir Wiesler.

Hauptmann Wiesler hat das
Objekt bereits verlassen,

Genosse Oberstleutnant.

Ach, so? Aha, ja gut, ja,
Sie können wegtreten.

Was macht ein Reiter,
wenn er abgeworfen wird?

Er steigt gleich wieder auf.

Geh' rein, und schlaf dich aus.

Es hat nichts mit dem Haus zu tun,
was passiert ist.

Nein, aber mit dem ganzen Land.

-Christa!
-Komm nicht näher!

Ich war bei Kerschners in Brandenburg
und es gab kein Wasser.

Ich muss erst duschen.

Du hattest es ziemlich eilig,
von Hohenschönhausen loszufahren.

-Noch läuft ja der OV "Lazlo".
-Sie sind beide drinnen?

Ja.

Der Bericht für heute.

Der letzte Tagesbericht des OV "Lazlo".

Warum hast du mich nicht angerufen?

Wie?

Warum du mich nicht angerufen hast?

Ich war auf dem Land.

Reichst du mir die Nagelbürste?

Die Stasi war da.
Sie haben die Wohnung durchsucht.

Wer war da?

Staatssicherheit. Öffnen Sie.

Bleib hier.

Guten Tag, Genosse Dreyman.
Oberstleutnant Grubitz

vom Ministerium für Staatssicherheit.
Ich wollte mich lediglich vergewissern,

dass die Arbeit gestern Nacht
sauber durchgeführt wurde.

Arbeitszimmer. Beginnen wir damit.

Männer, blättern Sie vorsichtig
die Bücher nach Zetteln durch.

Na, was haben wir denn da?

Diese Schwelle
scheint mir nicht ganz koscher.

Könnte es ein... ein Geheimfach sein?

Lassen sie.
Sie steht hier nicht unter Verdacht.

Die Schauspielerin!

Ich war zu schwach.

Ich kann nie mehr gutmachen,
was ich getan habe.

Es gibt nichts gutzumachen, verstehst du?
Es gibt nichts. Ich habe die Ma...

Verzeih mir! Verzeih mir!

Verzeih mir!

Ich...

Fahren Sie mit Ihren Männern zurück
in die Zentrale. Der Einsatz ist beendet.

Genosse Dreyman.
Ich habe den Einsatz beendet.

Wir haben wohl
einen falschen Hinweis bekommen.

Entschuldigen Sie.

Komm!

Über eines solltest du dir
keine Illusionen machen, Wiesler.

Deine Karriere ist vorbei.

Auch wenn du natürlich zu schlau warst,
um Spuren zu hinterlassen.

Du wirst höchstens noch in irgendeinem
Kellerloch Briefe aufdampfen

bis zu deiner Rente.
Das sind die nächsten 20 Jahre.

Zwanzig Jahre.

Eine lange Zeit.

Die Mauer ist offen!

Die Mauer ist offen!

Die Grenze öffnet
tatsächlich die Tore.

Die Freude ist unermesslich.
Hören Sie die Jubel.

Die Menschen stürmen zu Tausenden heraus.
Es ist unglaublich.

Ja, liebe Zuhörer, der 9. November 1989
wird in die Geschichte eingehen.

Ah!

Mein liebes Kind, was hast du?

Dein Artur lebt nicht mehr.

Artur!

Kannst du dich
dieses eine Mal nicht irren?

Ich habe ihn heute Morgen gesehen.

Nein, Schwester, glaube mir.
Er ist gestürzt.

Die treuen Männer stehen um ihn
wie ihr um mich,

und werfen ob der hohen Sonne

nur sieben kurze Schatten noch
auf seinen edlen, toten Leib.

Das große, starke Rad hat ihn zermahlen.

Ich sehe es, und würd' doch
jeden Schrecken lieber sehen.

Warum bleibt mir dies Sehen nicht erspart?

Elena, geh nach Haus und lege Trauer an.

Ich werde deine Schicht zu Ende führen.

Zu viele Erinnerungen, was?

Mir ging es genauso. Ich musste auch raus.

Aber was hör ich von Ihnen?
Nichts mehr geschrieben seit der Wende?

Das find ich nicht gut.

Nach allem, was unser Land
in Sie investiert hat...

Aber im Gunde versteh ich Sie, Dreyman.

Was soll man noch schreiben in dieser BRD?

Nichts mehr da, woran man glauben kann,
nichts mehr, wogegen man rebellieren kann.

Es war schön in unserer kleinen Republik.
Das verstehen viele erst jetzt.

-Eine Sache muss ich Sie doch noch fragen.
-Alles, mein lieber Dreyman! Alles!

Warum wurde ich eigentlich nie abgehört?

Sie haben doch jeden überwachen lassen.
Warum nicht mich?

Sie wurden komplett überwacht.

Wir wussten alles über Sie.

Komplett überwacht, sagen Sie?

Komplett verwanzt, das volle Programm.

Das kann nicht sein.

Dann schauen Sie mal bei Gelegenheit
hinter Ihre Lichtschalter.

Wir wussten alles.

Wir wussten sogar,

dass Sie es unserer kleinen Christa
nicht so richtig besorgen konnten.

Dass Leute wie Sie wirklich mal
ein Land geführt haben...

Sie müssen sich einen Moment gedulden.

In Ihrem Fall sind es
die ein oder andere Akte mehr.

Ich habe chronologisch ordnen lassen.

Die Alten sind hier oben
und die Neueren hier unten.

Alle Achtung!

Operativvorgang "Lazlo"
gegen Georg Dreyman,

Deckname "Lazlo" eröffnet.

Hinweis auf Verdacht
kam durch Minister Bruno Hempf.

"Lazlo" bekommt von einem Kurier
ohne behördliche Genehmigung täglich

die Frankfurter Allgemeine Zeitung
ins Haus geliefert.

Schlage vor, den Kurier und 'Lazlo'
unbehelligt zu lassen,

damit kein Verdacht
auf Überwachung entsteht.

"Lazlo" und CMS packen Geschenke aus.

Danach vermutlich Geschlechtsverkehr.

Bei dem Besuch handelt es sich
um Paul Hausers Onkel aus Westberlin.

Sie erzählten ihm von dem Theaterstück,

das Hauser und "Lazlo" für den 40.
Jahrestag der Republik schreiben wollen.

Wir erwarten genauere Angaben
zum geplanten Jubiläumsstück.

Inhaltsangabe etc.

Inhalt des ersten Aktes:
Lenin ist in ständiger Gefahr.

Trotz steigenden Drucks von außen bleibt
er bei seinen revolutionären Plänen.

Lenin ist sehr erschöpft.

Ich, Christa-Maria Sieland,
verpflichte mich freiwillig, inoffiziell

mit dem Ministerium für Staatssicherheit
zusammenzuarbeiten.

Dieser Entschluss
beruht auf meiner Überzeugung,

dass ich durch die Zusammenarbeit

einen direkten Beitrag unserer Republik
leisten kann.

Georg Dreyman ist der Autor
des Spiegel-Artikels:

'Von einem der rübermachte'.

Mithelfer sind Paul Hauser,
der Journalist...

Christa-Maria Sieland
wurde am 10. März um 21:20

auf Hinweis von Minister Hempf
wegen Drogenmissbrauchs inhaftiert,

und am 11. März um 13:50 Uhr
wieder in die Stadt gebracht,

nachdem sie das Versteck
von "Lazlos" Unterlagen offenbart

und die IM Verpflichtung,
Deckname "Marta", unterschrieben hat.

13:50 Uhr.

Aber wann hat sie denn dann...?

Infolge der erfolglosen
Hausdurchsuchung am 11. März 1985

und des Unfalltodes der IM "Marta"
wird der OV "Lazlo" eingestellt.

Zwischennotiz: Beförderungssperre
von HGW wird heute wirksam.

Pflichtversetzung in die Abteilung M,
verbunden mit der Empfehlung,

ihm fortan keine Aufgaben
mit Eigenverantwortung anzuvertrauen.

10:50: Aufnahme
des Kontrollpostens vor "Lazlos" Haus.

Um 15:10 kommt IM "Marta"
direkt aus Hohenschönhausen zu ihm.

Hausdurchsuchung
mit Ergebnisbericht folgt.

Ende des OV "Lazlo". HGW 15:15.

Wer ist HGW XX/7?

Halt.

Zurück in die Hufelandstrasse.

Tag.

29,80.

Geschenkverpackung?

Nein, das ist für mich.